30.05. - 30.06.21

Ausstellung des Künstler_innen-Duos Rebekka Kronsteiner/Francisco Valença Vaz und Felix Dresen aus Bremen sowie des Worpsweder Künstler_inpaares Ina und Markus Landt – in Kooperation mit den Initiatoren des Kunstprojekts haus6, den Ausstellungsmachern und Künstlern Bhima Griem und Volker Schwennen.

Ein Kooperationsprojekt der Stipendienstätte Künstler:inhäuser Worpswede und der Galerie KW/Randlage.

Hygienemaßnahmen

VISIONEN, HIMMEL UND GELEE (1
Ausstellung im temporären Kunstprojekt haus6 in Worpswede

Eine erste Ausstellung unter Beteiligung mehrerer ausgewählter Künstler_innen soll im haus6, einem von den gastgebenden Ausstellungsmachern und Künstlern Bhima Griem und Volker Schwennen initiierten temporären Kunstprojekt, stattfinden. Hierzu haben sie das Künstler_innen-Duo Rebekka Kronsteiner und Francisco Valença Vaz sowie Felix Dreesen aus Bremen und das Künstler_innen-Paar Ina und Markus Landt aus Worpswede eingeladen. Es entstand ein spannendes Projekt extrem unterschiedlicher Positionen.

Ein Kooperationsprojekt der Stipendienstätte Künstler:inhäuser Worpswede und der Galerie KW/Randlage.


Von Volker Schwennen

Bereits beim ersten Treffen im Garten des haus6 im Zentrum Worpswedes kam es zu einem Gespräch, welches sich zwar bereits mit möglichen Ausstellungsideen beschäftigte, primär jedoch die Fragen zur konzeptuellen Ausrichtung in den Fokus nahm. Sollte es drei Einzelausstellungen in den drei zur Verfügung stehenden Räumen geben, eine Gruppenausstellung unter einem gemeinsamen Titel oder eben eine „Gemeinschaftsausstellung“. Durch unterschiedliche Auffassungen des Kunstbegriffs und divergierender Arbeits- und Herangehensweisen entstand so ein angenehmes Spannungsfeld, welches, dies wurde schnell deutlich, Experimente zulassen würde. Eine erste Annäherung fand über den Austausch von Geschichten über das haus6 statt.

„Bäckerei, Hebammenpraxis und Friseursalon, Flüchtlingsunterkunft, jüdische Schlachterei und NSDAP-Parteibüro – das Haus an der Findorffstraße 6 in Worpswede hat wahrlich eine bewegte Geschichte. Mehrfach schon drohte der Abriss, aber es ergab sich doch immer wieder eine neue Nutzung. So auch jetzt: Das markante, meist nach seinem prominentesten Besitzer und Nutzer als Albert-Reiners-Haus bekannte Gebäude, soll nun eine Ateliergemeinschaft beherbergen.“(2), schrieb der Journalist Lars Fischer im Weser Kurier über das haus6.

In Folge ging es um das Selbstverständnis Worpswedes, ein Künstlerort zu sein, um die hellen und dunklen Seiten der Historie, um die Kunst von einst und heute, um Menschen und Landschaft. Danach fanden wöchentliche Treffen per Videokonferenz statt, in denen weiter am Konzept und an Ideen gearbeitet wurde.



CAMOUFLAGE | REBEKKA KRONSTEINER & FRANCISCO VALENÇA VAZ

Rebekka Kronsteiner und Francisco Valença Vaz thematisieren die Historie des haus6 und wollen sich mit ihrer Arbeit sowohl dem Raum als auch den geschichtlichen Veränderungen auf eigensinnige Weise annähern. Sie sind keine Zeitzeug_innen noch Bewohner_innen des Ortes, können nur dem Erzählten, all den Geschichten und Mythen über Worpswede Glauben schenken. Die Möglichkeit einer eigenen Überprüfung der Wirklichkeit von Vergangenem bleibt ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt verwehrt. Wie aber können sich Raum und Zeit in ihrer Arbeit widerspiegeln?

Durch die Suche nach Materialresten vergangener Momente im Außenraum des Ausstellungsortes, generieren sie die Formelemente ihrer gemeinsamen Arbeit im Innenraum. Diese Fundstücke dienen ihnen als Grundlage für Abgussmodelle, welche sie aus Gelatine formen, einem Material mit zeitlich einhergehendem Potential der optischen Veränderung durch Verflüssigung und darauffolgenden „Erstarren“. Gelatine besteht aus Schlachtabfällen im weitesten Sinne, aus eingekochten Knochen und Kalbsfüßen, denn die in der Knochensubstanz enthaltene Gelatine ist für das Gelieren verantwortlich. Ein erster Bezug zur Schlachterei mag gefunden, ein weiterer womöglich zur Bäckerei, denn die gallertartige Konsistenz lässt sich wie Teig kneten. So lassen sich neue Strukturen und Formen kreieren. Die Modelle allein zeugen lediglich von der Abwesenheit realer Materialien.

Kronsteiner und Vaz integrieren Fundstücke der Vergangenheit und kontextualisieren diese innerhalb der Gegenwart, wobei sich durch die Vergänglichkeit des Materials gleichermaßen eine begrenzte Zukunft der Arbeit abzeichnet. Dabei machen sie sich die Techniken der Camouflage, des Tarnens und Täuschens, des Verschmelzens und Überlagerns von Figur und Raum mit dem Untergrund und der Umgebung zunutze. Die Camouflage wurde nicht nur künstlerisch, sondern bereits im ersten Weltkrieg für kriegerische Zwecke genutzt, um den Feind zu täuschen, indem Muster von Kleidung und Maschinen dem jeweiligen Hintergrund angepasst wurden. Selbst Landschaften wurden mit Camouflagetechniken, so dem Einsatz von Attrappen, verändert. Was ist real, was ist zu Illusion führende Täuschung? Das jahrzehntelange Klaffen, einer riesigen Lücke der Zeit der Nazi-Diktatur in der Geschichte Worpswedes, steht geradezu plakativ Pate für diese Technik des Verschleierns und des Verdrängens.

Der von ihnen für ihre Arbeit gewählte ebenerdige Raum2 hat einen gefliesten Boden und seitlich halbhoch gekachelte Wände, ein Fenster und eine gegenüberliegende Tür. Durch das Fenster aus sechs kleinen, zweireihig angeordneten Scheiben, kann nur durch die beiden oberen hindurchgesehen werden, da die vier unteren aus blickdichtem Strukturglas bestehen. Vom Hof aus kann nicht direkt in den vormals als Küche genutzten Raum geschaut werden. Damit dies nun möglich wird, baute Bhima Griem ein Podest, auf welches Besucher_innen hinaufsteigen können. Von dort aus schauen diese auf verschiedenfarbige und unterschiedlich geformte Camouflage-Elemente aus Gelatine herunter, welche zudem auch zeitlich nach und nach erst auf den Boden gesetzt wurden. Im Laufe der Zeit sackt das Gelee langsam zusammen, verbindet sich dabei miteinander, breitet sich wie eine klebrige Honigmasse auf dem Grund aus. Alles nähert sich an, Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen miteinander, dynamische Vorgänge entstehen, deren Deutung sich auf unterschiedliche Weise manipulierend oder erinnernd auslegen lassen. Das erkennbare Äußere wird in den Innenraum verlagert und einer natürlichen, dem Material geschuldeten, Dekonstruktion unterzogen, welche keines direkten Eingriffs mehr bedarf. Durch die Zerstörung des Werks wird ein kritischer Blick auf die Gegenwart gerichtet.

Hier setzt auch eine weitere Arbeit an, die mit „Botscha“ betitelt wurde. Zum einen lässt diese Bezeichnung an den Namen „Gotcha“ erinnern, welcher umgangssprachlich für „Alles klar“ steht, gleichzeitig Name eines „Spiels“ ist, welches heute auch Paintball genannt wird. Hierbei jagen sich Spieler_innen mit Druckluftwaffen und verwenden als Munition Farbkugeln, die zunächst aus gefüllten Gelatinehüllen bestanden. Doch vielmehr ist „Boccia“ gemeint, die italienische Form des Boule-Spiels, bei dem versucht wird, aus größerer Entfernung mit Chromkugeln mal an eine kleinere Holzkugel zu treffen oder andere Kugeln wegzustoßen. Sind wir als Betrachtende die Holzkugel oder die aus Chrom, bleibt im Ungewissen. Mal sind wir nah dran am Geschehen, mal werden wir hinausgeworfen. Sechs Kugeln auf einem Untergrund, jedes Objekt anders platziert, geformt aus Plexiglas, finden sich an (un) bestimmten Orten rund ums haus6. Die Arbeit ist ein skulpturaler Versuch der Annäherung des Bremer Künstler_innen Duos an den Ausstellungsort, die Umgebung, das Dorf und deren Bewohner_innen sowie die Geschichte. Durch die Transparenz des Materials bleibt der Untergrund sichtbar, tritt jedoch durch die konvexe Ausformung innerhalb der Betrachtung leicht verzerrt in Erscheinung.


VISIONÄRES WORPSWEDE | INA & MARKUS LANDT

Das seit über zwanzig Jahren in Worpswede lebende, arbeitende und mit dem Ort stark verwachsene Künstler_innenpaar Ina & Markus Landt, lädt mit ihrer Installation in Raum3 Besucher_innen ein, gemeinsam mit Ihnen über deren Langzeitprojekt „Visionäres Worpswede“ zu reden. Hierzu gestalteten sie eine ephemere, also nur für begrenzte Zeit bestehende „Agentur“. Es geht ihnen zum einen um den Austausch mit anderen Menschen, zugleich aber auch um eine Konkretisierung von „in der Luft liegenden Ideen“, um Gedanken, denen eine notwendige Realisierung folgen und um Vorstellungen von Öffentlichkeit und Gesellschaft, die konzeptuell gefasst werden können.

24 Visionen präsentieren sie in Form von Postern im öffentlichen Raum sowie in einer Installation, in der ein geistiger Arbeitsplatz geschildert wird, an dem Visionen, Ideen und der Prozess der Umsetzung dokumentiert werden. Arbeitszettel, Skizzen und Notizen werden dabei zudem in einer Schaukasten-Situation als „Bekanntmachungen“ vermittelt.

Die Landts, wie sie im Dorf genannt werden, verorten ihre „Agentur“ im Sinne von Joseph Beuys und Heinrich Vogeler als soziale Plastik. Sie haben eine konkrete Vision: „Alle Tätigkeit kann eine künstlerische Struktur erhalten.“ Wissenschaft, die sich über-funktionalisiert habe, könne von der Kunst lernen. Und Kunst, die sich reduziert habe, könne von einer Wissenschaft lernen, die sich selbst als Kunst versteht.

Sie provozieren viele mit ihrer Idee, dass Künstler_innen Expert_innen für die Erforschung der Zukunft seien. Wenn die Fragen der Zukunft ernst genommen würden, sind dies keine Fragen an irgendeinen, der die Zukunft mache, sondern an die Kunst in uns allen, sagen sie: Jeder Mensch sei aufgerufen, sich und seine Zukunft, die eigene und gemeinsame Geschichte selber zu gestalten. Künstler_innen der Zukunft seien keine „KatastrophenJäger“ mehr, denn das sei banal geworden. Vielmehr wollen sie im Sinne von Leonardo, Vogeler und Beuys die „Möglichkeiten dieser Welt“ zeigen: „Die Natur hat jetzt keine Angst mehr, dass sie zugrunde gerichtet wird.“

Eine ihrer wichtigsten Visionen ist das „Bedingungslose Grundeinkommen“, deren Grundgedanken sie in Worpswede verorten und dessen historischen Impuls hierzu Anfang der Zwanziger Jahre bei Heinrich Vogeler zu finden sei. Dieser erbaute sich oberhalb seiner Villa Barkenhoff das von ihm so benannte „Bienenhaus“, einer Vorform des heutigen Tiny-Houses. Ein Bett, ein Schreibtisch, ein Schrank, mehr brauchte er in seiner Wohnzelle nicht, in der er vom Sommer 1921 bis zum Herbst 1923 wohnte und arbeitete. Die Bienen sind dabei das lebendige Symbol für eine umfassende Qualitäts-Diskussion. Für die Landts ist Vogelers „Vision vom Glück der freien Arbeit“ auf dem Barkenhoff Ausdruck von Wärme, Liebe und Freiheit, den Grundvoraussetzungen menschlichen Daseins. Sie fordern, dass Menschen die Möglichkeit bekommen, qualitativ zu arbeiten und dies könne besser geschehen, wenn es ein Grundeinkommen gebe. Sie stehen ohne wenn und aber hinter der Idee der Künstlerhäuser Worpswede, die zu den ersten und noch heute wichtigsten Stipendienstätten Deutschlands und Europas zählt und Künstler_innen aus aller Welt Arbeitsaufenthalte ermöglicht. Stipendien für Künstler_innen bieten diesen die Möglichkeit der Selbstbestimmung, Selbstverantwortung und der Selbstverwirklichung auch im Arbeitsleben. Mit der Maxime, dass eine solche Förderung aber nicht nur einigen Künstler_innen zustehe, sondern allen Künstler_innen, vielmehr: allen Menschen.

In ihrer „geistigen Arbeitsstätte“ in haus6, ihrer „Agentur“, laden sie zum Austausch mit Interessierten ein. Weitere Visionen sollen entwickelt werden. Sie fordern das „gesunde Dorf“ oder viele Plätze und öffentliche Räume, wo Lebensinteressen zusammen laufen. Sowohl absichtsvoll wie zufällig, wo sich Menschen treffen, sich aufhalten und begegnen können und wollen.

In ihrer „Agentur“ findet sich auch ein von Ina Landt gebauter Papierflieger, der einerseits einen dezenten Verweis auf die Aktion von Felix Dreesen darstellt, tatsächlich aber ein als Papierflieger gefalteter Brief an den König von Bhutan ist. Das kleine südasiatische Königreich Bhutan mit weniger als 750 Tausend Einwohnern hat einen „Glücksminister“ und misst seine Entwicklung am Bruttonationalglück (BNG) statt am Bruttoinlandsprodukt (BIP)(3). In dem heute zwar von starken Unruhen, Vertreibung und Assimilation beherrschten Land, bestieg in den Siebziger Jahren der gerade erst 17-Jährige Jigme Singye Wangchuck(4) als vierter König den Thron und durchquerte zwei Jahre lang sein Land – zu Fuß. Er wollte verstehen, was sein Volk von ihm erwartet. Es ging um eine bessere Infrastruktur, bessere Ausbildungsmöglichkeiten, bessere Gesundheitsversorgung. Der König kam zu dem Schluss, dass der gemeinsame Nenner all dieser Elemente Glück und Wohlergehen sei. Es geht also um soziale, politische und Regierungsverantwortung. Dazu kommt: Im BNG spricht man von Glück als Kompetenz. Und Glück hat seitdem Einfluss auf alle Entscheidungen, die im Land getroffen werden. Ein Beispiel ist der Tourismus, der zwar harte Devisen ins Land bringen würde, doch geöffnete Grenzen, der einsetzende Massentourismus wäre für Kultur, soziale Zusammengehörigkeit und Umwelt für ein so kleines Land mit einer geringen Bevölkerung sehr problematisch.(5) Deshalb hat man sich entschlossen, den Strom der Touristen zu regulieren. Sie können nur über ein bhutanisches Reisebüro kommen, brauchen einen bhutanischen Reiseführer und müssen einen gewissen Tagessatz zahlen. Ist dies womöglich eine weitere Note des „Visionären Worpswede“?



PARABELFLUG / HIMMEL | FELIX DREESEN

Ein Parabelflug ist ein besonderes Flugmanöver, dessen Zweck das Erreichen von Schwerelosigkeit beschreibt, also einen Zustand, in der die Gewichtskraft auf den Körper nicht spürbar ist. Um einen solchen Zustand zu erreichen, darf es also keine Behinderung durch Gegenkräfte finden. Auf der Erde ist Schwerelosigkeit nur dann möglich, wenn die Gravitations- bzw. Anziehungskraft räumlich konstant ist, was jedoch lediglich durch eine Simulation erreicht werden kann. Felix Dreesen begibt sich also mit einem Segelflugzeug auf die Reise nach Worpswede, erlebt die Kräfte, die mal erhöht, mal verringert werden und interessiert sich für das Verschieben der Horizontlinie und die körperliche Erfahrung im „Luftraum Worpswede“. Vor allem aber möchte er bei einem Parabelflugmanöver genau diesen Zustand der Schwerelosigkeit erreichen. Das Schweben und das Erreichen eines kurzanhaltenden Zustands der Schwerelosigkeit als künstlerische Position zu beschreiben, verleitet zu einer metaphorischen Überhöhung. Womöglich aber täuscht oder provoziert uns der Künstler mit diesem Akt. Vielleicht mag es nur ein Schauspiel sein, welches unseren Blick zum Himmel lenken soll.

Gerade in Worpswede erwarten viele Menschen einzigartige Himmelserscheinungen eines breiten, weiten Wolkenspiels oder das oft sehr farbenfrohe Spektakel, welches gar als „Himmelsoper“ beschrieben wird. „Der Worpsweder Himmel ist in der Tat ganz besonders. Wie jedes ordentliche Worpsweder Kind habe ich die Malschule besucht. Da mussten wir auch den Himmel malen, was ich immer als besonders nervig empfand“(6, erzählte der in Worpswede aufgewachsene Schriftsteller Moritz Rinke. Und der Dichter Rainer Maria Rilke schwärmt wie all die anderen Worpsweder Maler der ersten Künstlergeneration vom Himmel: „Es ist ein seltsames Land … Wenn man auf dem kleinen Sandberg von Worpswede steht, kann man es ringsum ausgebreitet sehen, ähnlich jenen Bauerntüchern, die auf dunklem Grund Ecken tiefleuchtender Blumen zeigen. Flach liegt es da, fast ohne Falten. Und die Wege und Wasserläufe führen weit in den Horizont hinein. Dort beginnt ein Himmel von unbeschreiblicher Veränderlichkeit und Größe.“(7

Keine touristische Broschüre, welche nicht von diesem Himmel spricht. Aber ist dieser wirklich so einzigartig? Gibt es solche Himmelsopern nicht fast überall auf der Welt? Ist der Himmel über Worpswede nur einem Marketing zu verdanken, welches den Verweis auf die erste Generation von Landschaftsmalern und deren Verbindung von Natur und Mensch, deren Form des Ausdrucks eigener Befreiung von damals geltenden bürgerlichen Konventionen spiegelt?

Felix Dresen „bereist“ nicht nur den Worpsweder Himmel, sucht nicht nur die Schwerelosigkeit, sondern verweist mit einem Objekt im Schaufenster des haus6 ganz gezielt auf diesen – mittels eines so platzierten Spiegels, dessen Bild den außenstehenden Betrachtenden nur die Wolken sehen lässt. Indem er dem Himmel den Spiegel vorhält, hält er ihn auch uns vor. Machen wir uns womöglich etwas vor? „Die Kunst hat den Menschen kennengelernt, bevor sie sich mit der Landschaft beschäftigte“(8), schrieb Rilke.

Quasi im Auftrag des Künstlers Dreesen sollten Bhima Griem und Volker Schwennen einen Text (oder ein Zitat) aussuchen, um dessen Arbeit zu ergänzen, der dann im Siebdruckverfahren auf einen transparenten Vorhang aufgebracht werden sollte. Die beiden entschieden sich für die Songzeile des eher unbekannten amerikanischen Countrysängers Paul Brandt: „Don't tell me the sky's the limit / When there are footprints on the moon“(9). Dieses Zitat findet sich geradezu inflationär auf Holzbrettern, Tassen und mehrfach auf Postkarten oder gerahmten Posterwerken – so wird der Vorhang auch eine ironisch-kritische Anspielung auf die zahlreichen, oftmals sehr kitschigen Souvenirs, die auf auf bizarre Weise auf den „Künstlerort“ Worpswede bezogen sind. „Kitsch ist das Echo der Kunst“, schrieb einst Kurt Tucholsky10 und der Kultur- und Zeitkritiker Sigismund von Radecki brachte es noch besser auf den Punkt: "Kitsch ist Kunst, gescheitert am fehlenden Widerstand."(11)

(Mai 2021)

Quellennachweise
1) Der Titel dieses Textes von Volker Schwennen ist nur ein Titel von mehreren für die Ausstellung. Alle an der Ausstellung Beteiligten sollten ein eigenes Plakat gestalten als auch einen Titel entwerfen. Letztlich gibt es sechs Entwürfe, die im Ort oder jeweils eigene Plattformen der sozialen Medien verbreitet werden.
2) Lars Fischer: Ateliergemeinschaft belebt Albert-Reiners-Haus. Weser Kurier/Wümme Zeitung, 06.03.21.
3) Vgl. Christina Hiptmayr: Bhutans „Glücksminister“: „Die Österreicher nörgeln gerne“, Magazin Profil, 31.08.2016 https://www.profil.at/gesellschaft/bhutans-gluecksminister-7544670
4) Jigme Singye Wandchuck war von 1972 bis 2006 König von Bhutan. Ihm folgte sein Sohn. Erst seit der Unterzeichnung der Verfassung durch den König am 18. Juli 2008 ist Bhutan formal eine konstitutionelle Monarchie und entspricht erstmals westlichen Vorstellungen einer Demokratie.
5) Vgl. Punkt 3
6) Interview mit dem Autor Moritz Rinke (Autor des Bestsellers «Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel») in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) am 17.02.2010
7) Rainer Maria Rilke: Worpswede. 1902, Erstdruck: Bielefeld und Leipzig (Velhagen und Klasing) 1903. Zitiert nach Berliner Ausgabe, 2016, 4. Aufl., Hrsg. Michael Holzinger, ISBN 978-1482710984, S. 15
8) ebenda
9) Eine Textzeile aus dem Song „There`s a world out there“ von Paul Brandt aus dem Album „That`s the Truth“. https://www.youtube.com/watch?v=DM7vNJzwx_A
10) Kurt Tucholsky aus dem Text: Maienklang und die soziologische Situation von 1932 aus Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 10, Rowohlt/Reinbek bei Hamburg, Sept. 1975, S. 105.
11) Sigismund von Radecki (1891-1970), österreichischer Schriftsteller und Übersetzer, Kultur- und Zeitkritiker.

Eine Ausstellung
der Kuratoren und Künstler Bhima Griem und Volker Schwennen.
Veranstaltet von der Galerie KW/Randlage in Kooperation mit den Künstlerhäusern Worpswede

Gefördert von

Hygienevorschriften

- Terminfenster buchen:
Volker Schwennen, vs@kw-randlage.de, 0171-8340884

Bhima Griem, 0176 34213165, bhimasenagriem@gmail.com
- Tagesaktueller negativer Schnelltest oder Impfnachweis.
- Möglichkeit der Kontaktverfolgung mit Angaben zum Namen, Wohnort, Mobilnummer.

Wir verwenden die verschlüsselte LUCA-App. Hier herunterladen.
- Maske tragen.
- Abstand halten.
- Begrenzte Personenzahl in den einzelnen Räumen – Hinweise beachten.


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